von Denise Wissler-Fahrni
Für Sozialarbeitende ist es im Berufsalltag wesentlich, dass sie auf sich selbst Acht geben und einen guten Selbstschutz haben, damit sie im Beruf bestehen können. Bei der Beratungstätigkeit ist eine geschärfte Wahrnehmung sowie das Verständnis dafür, wie Denk- Lern- und Handlungsprogramme beim Menschen ablaufen von grosser Wichtigkeit. Der Beginn und die Basis einer guten Zusammenarbeit mit Menschen ist aber immer einen guten, gezielten Kontakt zum Gegenüber herstellen zu können.
Nach einem allgemeinen Einblick in die Sozialarbeit, lässt C. Kohlmey die Leser ihres Buches anhand eines Fragebogens, die eigene Arbeitssituation mit positiven und negativen Aspekten, Über- oder Unterforderungen und Vorlieben im Berufsalltag beschreiben. Weiter lässt sie Fragen beantworten zu Fähigkeiten, die Sozialarbeitende aus eigener Sicht haben sollten wie z.B. fachliche, grundlegende für Berufseinsteiger und solche, die man persönlich noch verbessern möchte. Sie erfragt eigene Stärken, Fähigkeiten und Talente. Dieser Einstieg gefällt mir sehr, da er herausfordert sich mit den eigenen Werten, Haltungen und Anforderungen des Berufsalltages auseinander zu setzen.
Bei ihrer Auswertung von 52 so befragten SozialarbeiterInnen ergaben sich dann folgende sechs wesentlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten für den Berufsalltag:
- Einen guten Selbstschutz haben
- Geschulte Wahrnehmung haben
- Die Fähigkeit Probleme zu lösen
- Flexibilität
- Offenheit und Toleranz
- Weitere: Interesse an Menschen, Optimismus, Zuversicht, Fröhlichkeit
Diese Grundlagen für die Arbeit in sozialen Bereichen beschreibt sie folgend vertieft und stellt erste Bezüge zu NLP her. Am Beispiel der Wahrnehmung thematisiert sie erstmals die 5 Sinne (VAKOG). Weiter hält sie fest, dass NLP davon ausgeht, dass jeder seine eigene Art Wahrnehmung der Wirklichkeit hat. Dem eigenen Wahrnehmungsprozess geht ein individueller Filterungsprozess voraus (biologisch/neurologische, soziale und individuelle Filter werden anhand konkreter Beispiele beschrieben). Biografie, Herkunft, Werte und Prioritäten bilden bei jedem Menschen seine eigene «Landkarte». Wahrnehmung beinhaltet zudem, sich darüber klar zu werden, was eine Veränderung, ein neues Ziel für das Leben bewirken kann. Im NLP beim Erstellen eines Zielsatzes «Ökologie-Check» genannt.
Besonders gefallen hat mir die Übung Zum Selbstschutz, welcher auch nach meiner Erfahrung ein wesentliches Element guter Sozialarbeit ist. Hierbei kann aufgrund von schützenden Eigenschaften mit den Elementen der Wahrnehmung (VAKOG) ein eigener «Schutzanzug» kreiert und verankert werden. Mit einfachen, gut verständlichen Beispielen werden natürliche und künstliche Anker und deren Anwendungsmöglichkeiten erklärt.
Um die täglich geforderte Flexibilität zu entwickeln ist es wichtig, sich eine «Ort der Ruhe» bei der Arbeit zu schaffen.
Kapitel 5 beinhaltet eine Einführung in das NLP. Zuerst zur Geschichte, dann zu den Grundannahmen, welche ich persönlich für die Sozialarbeit als elementar wichtig erachte.
Folgend werden NLP-Methoden und Techniken vorgestellt, die für Sozialarbeit besonders geeignet sind. Anhand konkreter Beispiele aus der Praxis lässt sie Rapport, die Repräsentationssysteme, Augenbewegungsmuster und Sprachmuster mit den Fragetechniken des Meta-Modelles sehr anschaulich erleben.
Selbstmanagement gilt als wesentliche Fähigkeit der Sozialarbeit. Im NLP bezeichnet man Gedanken, die wir über uns, andere Menschen und die Umwelt haben als «Glaubenssätze». Verändere ich Glaubenssätze, verändere ich gleichzeitig mein Verhalten und Handeln. Unsere Sicht der Welt bestimmt unser Leben. Positives Nachdenken über mein Vorhaben gibt meinen Gedanken eine Richtung. Möchte ich eine Veränderung erreichen, gilt es bei mir selbst zu beginnen. Fehler sind Lernchancen. Sie geben Hinweise auf etwas, was wir nicht beachtet haben.
Kapitel 7 bietet als «persönlichen Handwerkskoffer» verschiedene NLP-Techniken mit konkreten und praktischen Übungsbeispielen für sich selbst an. Ich bin sehr begeistert, wie C. Kohlmey die Übungen durchwegs einfach und klar beschreibt und mit humorvollen Skizzen äusserst treffend visualisiert. Dies ermuntert mich zum sofortigen Ausprobieren und Anwenden.
Kapitel 10 bietet einen «NLP-Handwerkskoffer» für die Sozialarbeit an, mit vielfältigen, hilfreichen und praktischen Übungen. Dabei erlebe ich unter anderem als sehr unterstützend, dass jede Übung mit drei Punkten zu folgender Frage abschliesst: «Wozu ist diese Übung nützlich?». Dies hilft mir den Focus meines ursprünglichen Bedürfnisses, Zieles zu reflektieren und bei Bedarf anzupassen.
C. Kohlmey lässt den konkreten Praxistransfer des NLP in die Sozialarbeit umfassend erleben. Die Übungen sind sehr motivierend, um sie selbst in der Praxis anzuwenden und einzuflechten. Ihr Buch bereichert die tägliche Arbeit dadurch auf vielfältige und positive Art und Weise. Die konkreten und einfachen Beispiele ermutigen auch die etwas komplexeren NLP-Techniken aus unserer Practitioner-Weiterbildung in der Praxis zu nutzen. Dieses humorvoll und ansprechend gestaltete Buch ist sehr empfehlenswert für die soziale Arbeit.