Von Benedikt Fuhrimann, 02/2022, Bussnang
Es ist Freitagabend. Ich stehe in einem Laden wenige Schritte von meinem Arbeitsort entfernt. In gläsernen Vitrinen liegen unzählige Edelsteine, in unterschiedlichsten Farben und Formen und die Luft ist von Düften der Räucher-Utensilien erfüllt. Ich fühle mich wohl und ruhig, beobachtend auf der Suche nach etwas Speziellem – ich weiss noch nicht was. Im oberen Stock finde ich Tarot-Karten, Drachenskulpturen, verzierte Wasserbrunnen, mystische Bilder und ein Regal mit Büchern. Sie ziehen mich an, obwohl die Bücher alt, vergriffen und vergilbt aussehen. Einige nehme ich aus dem Regal, lese ein paar Passagen und denke mir «Teuer für ein Buch in diesem Zustand». Eines der Bücher führe ich an meine Nase, schliesse meine Augen und atme ein. Die Bücher sehen nicht nur alt aus, sie riechen auch wunderbar alt. Ein, zwei Schritte weiter entdecke ich zwischen Büchern zu Schamanismus und Chakra-Lehre das Buch Neurolinguistisches Programmieren (NLP) – was es kann, wie es wirkt und wem es hilft. Ich fühle Neugierde in mir aufkommen, höre meinem inneren Dialog zu: «Ist das etwas Spezielles was ich hier gefunden habe? Sieht alt aus. Der Titel packt mich. Was kann ES denn, das NLP?» Und ich sehe mich schon im Sofa sitzend das Buch verschlingen, um meine Neugierde zu befriedigen und Neues zu lernen. Der Entscheid ist gefallen – ich befinde mich in freudiger Erregung auf dem Weg zur Kasse.
Vielleicht liebe Leserin, lieber Leser standen Sie eben gerade auch in diesem Laden, konnten die Räucherstäbchen riechen, die Edelsteine bestaunen oder die vergilbten Bücher berühren und ich bin gespannt, wann auch Sie die Neugierde packt, dieses spezielle Buch auf Ihrem Sofa lesen zu wollen.
Die Einleitung in diese Buchbesprechung habe ich mit dem Ziel geschrieben, «den kunstvollen Einsatz von Sprache [in diesem Falle Text] zur Steuerung und Anregung von Prozessen und Reaktionen» zu nutzen, wie dies im Buch S. 55ff beschrieben wird. Die verschiedenen Aspekte des Milton-Modells (Tilgung, Verzerrung, Generalisierungen, Spezialitäten) lassen sich im Führungsalltag täglich anwenden. Ob dies nun in Standortgesprächen oder beim Small-Talk ist - umso häufiger ich achtsam zuhöre, zuschaue und Rapport herstelle, umso deutlicher nehme ich Situationen wahr, in welchen ich meinem Gegenüber etwas schenken darf. Manchmal kann das in Form eines feinen Reframings (S. 117ff.) sein oder durch das bewusste Nachfragen bei simultaner Inkongruenz (S.64ff), welche als «Kommentar des Unterbewusstseins des Klienten» beschrieben wird. In meinem Führungsalltag eröffnet mir das Erkennen von simultaner Inkongruenz die Möglichkeit, Mitarbeitende nach dem bewusst oder unbewusst Zurückgehaltenen oder Verborgenen zu fragen. So erfahre ich von Mitarbeitenden, wo sie noch Potenzial für Verbesserung sehen, welche Prozesse noch Störungsanfällig sind, in welchem anderen Bereich sich die Mitarbeiterin noch etwas wünschen würde. Ich beobachte, dass die Gespräche durch diese Achtsamkeit an Qualität gewinnen und plötzlich Wege und Möglichkeiten auftauchen, die ein gemeinsames Voranschreiten unterstützen und stärken.
Ich habe dieses Buch gekauft, nachdem ich zwei Module besucht habe. Für mich ist es ein Buch, in dem ich gerne wiederholt etwas nachschlage und mir Gedanken darüber mache. Es wurde für mich als Ergänzung zu den Unterlagen der NLP Akademie zum Arbeitsinstrument.
(Thies Stahl. – 4. Aufl. – Mannheim : PAL 1994 : ISBN 3-923614-43-8)