Das Lesen von Arne Maus’ Buch war aus mehreren Gründen erfreulich. Zum einen empfand ich die Lektüre als motivierend, weil immer wieder Bekanntes aus dem Practitioner-Kurs vorkam, von den System-Ebenen inklusive Einbettung der Werte / Denkpräferenzen bis hin zur Unterscheidung der bevorzugten Sinneskanäle, dem Begriff des Flow und der Disneystrategie.
Nichts desto trotz war kaum etwas davon ein „alter Hut“. Die Informationen waren vielmehr in für mich neue oder zumindest neu formulierte Zusammenhänge eingebettet, für meinen Geschmack gut erklärt und mit einleuchtenden Beispielen, welche meiner visuellen Präferenz entgegenkamen (vlg. etwa die Burn-out-Visualisierung in Form eines Autos, das mit Vollgas und angezogenen Bremsen fährt), untermalt. Die Lektüre des Buches hat mich motiviert, mein persönliches, aber auch berufliches Umfeld etwas mehr durch die Brille der Denkpräferenzen wahrzunehmen. Ich bin nicht überrascht, dass ich diese neue Sichtweise als Bereicherung empfinde, erlaubt mir das erworbene Hintergrundwissen doch nun, Menschen weniger emotional und aus dem Bauch heraus zu beurteilen und dafür mehr in einer sehr lohnenswerten Beobachter-Funktion zu verweilen; durchaus auch mit der Option, Vorzüge einer möglicherweise bisher eher als „unkomatibel“ eingestuften Bekanntschaft zu erkennen. Mit Hilfe dieser Sichtweise gelingt es mir auch immer besser, vermeintliche Angriffe auf meine Person hinsichtlich der Frage zu überdenken, ob da nicht eine andere Präferenz im Spiel ist, bevor ich mangels möglicher Ursachen auf eine generelle Antipathie tippen muss. Eine solche beobachtende Haltung eröffnet ausserdem die Möglichkeit darüber nachzudenken, inwiefern ich selber stark auf bestimmte Präferenzen fixiert bin – und inwieweit eine gewisse Flexibiltät bei mir feststellbar ist.
Trotz einer starken Ausrichtung auf das berufliche Feld mit vielen recht technischen Details zu Messungen von Motivation und Demotivation erschien mir das Buch auch hinsichtlich des privaten Gebrauchs sehr lesenswert. Gleichzeitig stellte ich fest, dass die Lektüre meinen Horizont und auch stark in Richtung Arbeitswelt erweitert: während ich über lange Zeit mein primäres Interesse und damit auch das Ziel meiner Ausbildung sowie meine künftige Tätigkeit stark im persönlich, privaten Rahmen angesiedelt sah, ist die Zahl der potentiellen Möglichkeiten meiner weiteren Entwicklung stark angestiegen und beinhaltet jetzt viele Ideen für eine künftige Arbeit im „professionellen“ Umfeld, zum Beispiel im HR-Bereich. Gerade für diesen nehme ich den meines Erachtens ausserordentlich wichtigen Input mit, dass bei Einstellungsgesprächen besondere Vorsicht in Bezug auf eine sich leicht ergebende gute Chemie bei ähnlichen Präferenzen geboten ist, soll doch der Kandidat möglichst auf die Stelle und ins Team passen – und nicht zum HR-Verantwortlichen, der das Einstellungsgespräch führt.
Dass sich ein Team mit sehr verschiedenen (Teil-)Aufgaben vorzugsweise aus Menschen mit unterschiedlichen Präferenzen zusammensetzt, leuchtet ein. Mein Interesse dürfte sich in der nächsten Zeit unter anderem in die Richtung wenden, wie ein gemäss Maus’ Beschreibung „optimal“ zusammengesetztes Team im Alltag über die sich eben nicht von selbst ergebende gute Chemie hinweg zur Harmonie geführt werden kann. Bedingt durch mein unmittelbares berufliches Umfeld im Beratungsbereich haben auch die Ausführungen zu Burn-out und die Charkateristik des potentiellen Mobbers mein Interesse geweckt. Ich werde mich sicherlich noch intensiv mit der Frage auseinandersetzen, inwieweit ein Ausgleich im Privatleben bei drohendem Bore-out / Burn-out möglich ist.
Ich erwischte mich während dem Lesen beim Gedanken, mich zum Compass-Berater ausbilden zu lassen. Allein diese Tatsache spricht für mich für die starke Faszination, die das Buch in mir zu wecken vermochte. Es ist aus meiner Sicht daher empfehlenswert für jeden, der sich im weitesten Sinne für das Funktionieren unseres Denkens – und des Denkens unserer Mitmenschen – interessiert.
---Isabelle Sandoz