von Madeleine Rüedi
Ich kann dieses Buch für alle Leute mit einer NLP Practitioner Ausbildung nur empfehlen. Es ist voll gepackt mit spannenden Informationen. Während der Ausbildung haben wir uns unter anderem damit beschäftigt, wie etwas unter welchen Umständen in welchem Kontext entstanden ist, wer oder was auch noch dazu gehört hat, und wie es wahrgenommen wurde. Das könnte auch eine Kurzbeschreibung dieses Buches sein, in Bezug auf NLP.
Es gewährt eine tiefere Einsicht in die historischen und geistesgeschichtlichen Hintergründe der Entstehung und Entwicklung des NLP. Auch hat es mir ein umfassenderes Verständnis für verschiedene Aspekte des NLP vermittelt, und beinhaltet des Weiteren einen Streifzug durch die hochinteressanten Lebensläufe der Personen, die massgeblich an der Entwicklung des NLP beteiligt waren. Für mich hat es sich wie ein NLP Geschichtsbuch angefühlt. An dieser Stelle möchte ich einige Punkte erwähnen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind.
Die Informationen über die Forschungen Gregory Bateson’s im Bezug auf Kybernetik und Kommunikation waren für mich etwas komplett Neues. Systemsteuerungen sind in der modernen Welt nicht mehr wegzudenken. Für mich hatte Kybernetik bis anhin jedoch eine rein technische Komponente. Dies hat sich mit dem Kapitel über Systemsteuerungen und Feedback-Schleifen in der Kommunikation geändert. Was für starke Auswirkungen eine Rückkoppelung in der Kommunikation haben kann, habe ich bei der Anwendung verschiedensten Strategien selbst erfahren dürfen. Bateson nennt diese Veränderungen in seiner kybernetisch-technischen Ausdrucksweise eine Neuregulierung des Informations-verarbeitungsprozesses. Das wäre doch eine weitere Antwort auf die Frage: „Was ist NLP?“
Im Kapitel über Fritz Perls wird ein Credo erwähnt, das für das NLP richtungsweisend wurde und für mich genau das beschreibt, was mir an NLP so gefällt, und ich nirgend anders gefunden habe. Grob zusammengefasst wird folgendes gesagt: der Mensch weise leider die Tendenz auf vom „unselbständigen Kind“ zum „unselbständigen Erwachsenen mit Rechtfertigung“ überzugehen. Das Ziel der Psychotherapie und Psychologie sollte jedoch nicht sein Erklärungen und Rechtfertigungen für fortdauerndes neurotisches Verhalten herzugeben, sondern vielmehr Selbsterkenntnis, Befriedigung und Selbständigkeit zu fördern. Diese Erfahrung der Selbsterkenntnis und der damit einhergehenden Selbständigkeit und Befriedigung war ein sehr spannender Teil meiner Practitioner Ausbildung und zeigt mir auch in der Praxis immer wieder Nutzen und Bezug des NLP zum täglichen Leben.
Sehr bereichernd waren die Ausführungen über Ethik und Verantwortung. Die Beweggründe Virginia Satir’s, warum ihrer Meinung nach die Strategien des NLP in einen Rahmen gestellt werden müssten, so wie auch die Gründe Bandler’s und Grinder’s, die der Entscheidung zu Grunde liegen, ihre Modelle nicht in ein verbindliches Welt- oder Menschenbild zu integrieren, werden hier erörtert. Auch werden die ethischen Implikationen der Vorannahmen und ihre Bedeutung behandelt. Hier wurde mir erst richtig bewusst, wie wichtig die Grundannahmen des NLP sind, welche bereits im Einführungsseminar behandelt werden. Sie bilden eine Art von Leitplanken und Richtlinien für die NLP Arbeit. In diesem Buch wird nun beschrieben, von wem sie stammen und welche grundlegenden Einstellungen der Autoren dahinter stecken. Dies hat mir ein lebendigeres Verständnis für die Grundannahmen vermittelt. Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Grundannahme „Wenn das, was du tust, nicht funktioniert, tu etwas anderes“ von Milton Erickson. Wie out-of-the-box „etwas anderes“ sein kann, habe ich erst realisiert, als ich mehr über das Leben und Schaffen von Milton Erickson erfahren habe. Seine Bereitschaft bis ans Äusserste zu gehen, sämtliche Grenzen zu überschreiten und den merkwürdigsten Marotten wertfrei zu begegnen, ist erstaunlich bis beängstigend. All dies geschah jedoch immer auf der Basis seines uneingeschränkten Interessens am Menschen und seinem Respekt gegenüber dem Individuum. Missbrauch liegt für jeden der beteiligten Personen in weiter Ferne. Das Schaffen von Bateson, Perls, Satir und Erickson zeigen dies klar und deutlich.
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von Anonym
Das Buch von Wolfgang Walker hat meine Practitioner-Ausbildung bereichert, indem es mir den geschichtlichen Vorlauf des neurolinguistischen Programmierens (NLP) und die darin involvierten Personen näher brachte. Ich kann es allen, die sich eingehender mit NLP befassen wollen, von Herzen empfehlen. So wie die Timeline in NLP-Strukturen für den zeitlichen Transfer von Ressourcen eingesetzt wird, ist für mich eine gewisse Kenntnis um die vielen ressourcevollen Momente und Personen in der Vorgeschichte des NLP eine grosse Bereicherung meines aktuellen Erlebens des NLP.
Ich war insbesondere davon beeindruckt, wie offen - im Sinne von Interdisziplinarität und -kulturalität - im Umfeld von Hochschulen an Therapiefragen herangetreten wurde. Ich selber durfte ein entsprechendes Umfeld bis vor gut zehn Jahren in Europa kennenlernen und erlebte dieses aufgrund der bestehenden Forschungsparadigmen als stark determiniert bis hin zu dogmatisch. Und so würde ich mir wünschen, ein Teil der damaligen Offenheit - welche sich auch in NLP-Grundannahmen, wie „jeder Mensch ist einzigartig und erlebt die Welt aus seiner subjektiven Wirklichkeit“ oder „Geist, Körper und Umwelt bilden ein System, das sich wechselseitig beeinflusst“, niederschlugen - könnte im Sinne einer Timeline-Arbeit in die heutigen Hochschulsituationen einfliessen.
Als Therapeut im Bereich der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und im weiteren Sinne der Komplementärmedizin, sah ich immer wieder Parallelen zwischen meiner Arbeit und dem NLP und seiner Vorgeschichte . So wie beispielsweise Gregory Bateson mit seiner „double bind theory“ die Psychiatrie oder Virginia Satir mit den regelmässigen Besuchen der Familien ihrer Schüler und Schülerinnen die Schule in einem systemischen Sinne erweiterten, werden auch in der TCM Personen in ihrem sozialen Kontext gesehen. So wie Fritz Pearls nach holistischeren Modellen in Abgrenzung zur Psychoanalyse suchte und nach und nach die Gestalttherapie mit einer Einheit von Körper, Geist und Seele beschrieb, wird auch in der TCM die sogenannte «Präsentation» - der Gesamtausdruck, Symptome eingeschlossen - eines Patienten oder einer Patientin ins Zentrum gestellt. Und in einem gewissen Sinne widerspiegelt auch die unglaublich verfeinerte Kommunikation Milton Ericksons die feinen, im schulmedizinischen Umfeld oft als subjektiv kritisierten, Diagnoseverfahren der TCM, wie beispielsweise Puls-, Zungen-, Antlitzdiagnose oder vielfältige Tastbefunde.
Insgesamt lassen sich viele im Buch beschriebene Abgrenzungen des NLP zur damaligen konventionellen Psychotherapie auch auf die Abgrenzung der Komplementärmedizin zur konventionellen Medizin übertragen. Hier sind einige entsprechende Gegenüberstellungen, auf die ich im Buch gestossen bin: Einzigartigkeit - Universalmensch, Individualität - standardisierte Persönlichkeit, fluid einsetzbare Techniken - festes Therapiesystem, den Menschen sich innerlich ändern lassen - den Menschen von aussen ändern, Unbewusstes als Ressource - Unbewusstes als Verdrängung (und dementsprechend v.a. die Kognition als Ressource), Komplexität (z.B. direkte Arbeit am Unbewussten) - Abstraktion (z.B. in Sprache fassen von Unbewusstem), Utilisation - Widerstand.
Ich wünsche mir, dass mein persönliches Abenteuer Kommunikation noch lange andauern wird.