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Wie sieht Deine Traumfrau aus?
Ein 8-Punkte-Programm, wie Sie eine stabile Liebesbeziehung aufbauen
Das Thema Liebe ist so alt wie die Menschheit selbst. Nachdem ich mich zehn Jahre lang mit der Erforschung der körperlichen Liebe und vor allem mit der transformativen Kraft ekstatischer Sexualität beschäftigt habe, befasste ich mich mit der Frage, wie unsere inneren Bilder des Partners beschaffen sein müssen, damit eine belastbare Liebesbeziehung möglich wird. Lucas Derks, der Begründer der „Mental Space Psychology“ (2019), hat hier Pionierarbeit geleistet.
Was ist Mental Space Psychology?
Derks geht davon aus, dass wir nach einer bestimmten Zeit des Kennenlernens eine Personifikation unseres Gegenübers aufbauen und danach nicht mehr auf die wirkliche Person reagieren, sondern nur noch auf deren Bild in unserem Inneren. Die Summe dieser Personifizierungen nennt er das „soziale Panorama“. Die Personifikationen des sozialen Panoramas existieren im dreidimensionalen Raum (Mental Space) um uns herum und sind hauptsächlich durch Ort, Größe und Blickrichtung definiert. Wenn es uns gelingt, die Personifizierungen zu modifizieren, verändert sich unsere soziale Interaktion mit den real existieren Personen grundlegend.
Welche sozialen Panoramen entwickeln Paare, die sich langfristig lieben?
Lucas Derks Forschungen über die sozialen Panoramen von Paaren, die in Liebe verbunden sind, haben Folgendes ergeben:
- Der Partner hat eine klare Position als Nummer eins.
- Der Ex-Partner ist nicht mehr im Intimkreis anwesend.
- Es gibt nur Bi-Lokationen, die mit positiven Gefühlen besetzt sind.
- Der Partner ist nicht am gleichen Ort manifestiert wie ich selbst.
- Zwischen beiden Partnern gibt es keinen „Blick von oben herab“, die Personifikationen begegnen sich stattdessen auf Augenhöhe.
- Mein Selbstbild in der Partnerschaft ist positiv.Es gibt eine positive Wir-Personifizierung.
Aus meiner Erfahrung füge ich hier noch einen achten Punkt hinzu:
- Die Partner schauen sich nicht gegenseitig an, sondern blicken in die gleiche Richtung auf ein gemeinsames Ziel hin.
Wie ein Coaching mit diesen Prinzipien aussieht und welche Auswirkungen es haben kann, möchte ich anhand eines Falls schildern.
Yves und seine Traumfrau
Einer meiner langjährigen Mandanten ist Franzose und Angehöriger der Enarchen, das heißt, er ist Absolvent der „École nationale d‘administration“ (ENA, Nationale Hochschule der Verwaltung in Straßburg) und gehört damit zur absoluten Führungselite Frankreichs. In Deutschland und der Schweiz gibt es nichts Ähnliches, außer vielleicht, jemand ist gleichzeitig Studienstifter, Harvard-Absolvent, McKinseyaner, Freimaurer und Bilderberger. Selbstverständlich hatte mein Mandant, nennen wir ihn einmal Yves, einen sehr bedeutenden Posten inne und alles funktionierte bestens in seinem Leben – außer, Sie ahnen es bereits, die Auswahl der für ihn passenden Partnerin.
Einmal war sie ihm zu schlicht, dann zu intellektuell, ein anderes Mal stammte sie aus der falschen Familie, dann aus dem falschen Land. Sie erschien ihm entweder zu groß, zu klein, zu selbstständig oder zu abhängig – mit Sicherheit immer „zu irgendetwas“. Stets fand er im Laufe der Zeit einen Kritikpunkt, der die Beziehung scheitern ließ.
Mittlerweile war Yves 40 Jahre alt und einigermaßen verzweifelt. Da wir schon sehr lange miteinander arbeiten, hatten wir auch schon alles ausprobiert, was ich so im Repertoire habe. Ich hatte ihn sogar für einen Monat auf den St. Olavsweg geschickt, die norwegisch-schwedische Alternative zum Jakobsweg, aber nichts half. Einmal meinte er, alle meine „Hilfe“ würde einzig die Qualität seiner Auswahl verschlechtern, und wir haben uns dann fast zwei Jahre lang nur noch sporadisch getroffen. Eines Tages rief er mich an und meinte, die Frau, mit der er im Moment zusammen leben würde, habe ihn vor die Wahl gestellt, sie entweder zu heiraten oder zuzusehen, wie sie sich aus dem Fenster stürze. Das war neben dem, was er vor einigen Jahren mit einer isländischen Borderlinerin und einer thailändischen Prinzessin erlebt hatte, Nummer drei auf der Liste seiner „Sammlung weiblichen Wahnsinns“, die er sorgfältig pflegte und immer wieder updatete. Wir trafen uns einige Tage später zum Abendessen und er listete mir fein säuberlich alle anderen Platzierungen auf. Als er in den zweistelligen Bereich vorstoßen wollte, unterbrach ich ihn und fasste das, was er bis dahin gesagt hatte, leicht zynisch zusammen:
„Wenn ich Dich also richtig verstehe, sind die Anforderungen an Deine Traumfrau folgende: Sie muss einer nationalen Elite angehören, mindestens einen INSEAD-Abschluss haben, ein ehemaliges Victoriaʼs-Secret-Model und Honorarprofessorin für Philosophie an einer top gerankten Universität sein, mit einem Internet-Start-up Millionärin und anschließend Philanthropin geworden, nicht älter als 35 Jahre sein und über eine Libido mindestens wie ein Pornostar verfügen. Stimmt das?“
Yves schaute mich glücklich an.
„Und wenn sie Dich dann getroffen hat, soll sie alles Knall auf Fall aufgeben, mit Dir eine Familie gründen und auch sonst tun, was Du möchtest, oder?“
Zähneknirschend nickte er.
„Okay, dann bitte ich Dich, diese Traumfrau einmal hier und jetzt im Raum zu materialisieren. Nicht so, wie sie wirklich aussieht, sondern so, wie Dein Unbewusstes sie aufgebaut hat. Wo ist sie? Wie groß ist sie? In welche Richtung guckt sie?“
Yves schloss die Augen und sagte:
„Sie steht direkt vor mir, etwa 20 Zentimeter. Sie ist einen Kopf größer als ich und schaut von oben auf mich herab.“
„Und wie fühlst Du Dich dabei?“
„Unterlegen. Ich schaffe es nie, ihren Ansprüchen zu genügen, und wenn ich das erkannt habe, erfinde ich etwas, um mich vom Acker zu machen!“
„Und?“
„Sie erkennt das und wird zickig und gemein!“
„Und?“
„Das umschreibt ziemlich genau das, was ich in den letzten 25 Jahren immer wieder erlebt habe, merde!“
Die Materialisierung der Traumfrau
Lucas Derks hat herausgefunden, dass das, was wir gemeinhin „The map is not the territory“ nennen, tatsächlich zutrifft: Es scheint wirklich so zu sein, dass wir unbewusst nicht auf die Menschen reagieren, wie sie leibhaftig vor uns stehen, sondern auf unsere Konstrukte derselben, die sich nach dem ersten Eindruck gebildet haben. Diese Konstrukte (Materialisierungen, Personifizierungen, Gestalten) scheinen wir im dreidimensionalen Raum um uns herum aufzustellen. Diese Inszenierung entspricht dem eingangs beschriebenen sozialen Panorama von Lucas Derks.
Wenn wir dann davon sprechen, dass uns eine Person nahesteht, ist es tatsächlich so, dass wir sie im sozialen Panorama wenige Zentimeter vor, hinter oder neben uns materialisiert haben. Wenn wir sagen, eine Person würde uns von oben herab behandeln, so scheint es tatsächlich so zu sein, dass wir diese Person so materialisiert haben, dass wir zu ihr aufschauen müssen. Haben wir aber eine Person unbewusst so im sozialen Panorama im Raum um uns materialisiert, dass wir uns auf gleicher Höhe in die Augen schauen, so erleben wir ein Gefühl von Gleichwertigkeit. Sagen wir, es würden beide in die gleiche Richtung schauen, so tun dies auch unsere Personifizierungen.
Wenn es uns nun gelingt, diese Personifizierungen zu modifizieren, so verändert sich erstaunlicherweise auch in der Realität die Beziehung zu diesen Personen. Eine Veränderung kann wie folgt induziert werden: Man findet im assoziierten Zustand heraus, welche Gefühle wir gegenüber der Personifizierung empfinden und welches Gefühl die Personifizierung gegen uns entwickelt. Nun geht es darum, die positiven Absichten und Interessen herausarbeiten, welche diese Gefühle triggern, und dann der Personifizierung Ressourcen in Form von Charaktereigenschaften zu geben, welche es ermöglichen, die positiven Absichten noch besser zu verwirklichen, als es momentan schon geschieht. Dann entsteht als Resultat ein besseres Gefühl, verändert sich tatsächlich die Personifizierung bezüglich Lokation, Größe, Form und Blickrichtung. Oft ist es hilfreich, wenn wir als Blaupause für den Veränderungsprozess ein Mastermodell benutzen. So habe ich es bei Yves gemacht:
Die ideale Partnerin
Ich habe Yves gefragt, was er denn mit seiner Traumfrau alles vorhabe, außer eine Familie zu gründen und auf „heile Welt“ zu machen.
„Neben der Familie möchte ich mit ihr auch eine gemeinsame Firma aufbauen und so an einem gemeinsamen ökonomischen Ziel arbeiten.“
„Sehr gut. Kennst Du ein Paar, welchem dies gelungen ist?“
„Ja, Richard und Eve.“
„Okay, wenn Du nun Richard wärst, wo würde Eve dann stehen?“
„An seiner Seite natürlich!“
„An meiner Seite! Stell Dir vor, Du wärst tatsächlich Richard.“
„Zu meiner linken Seite und beide schauen wir in die gleiche Richtung.“
Zur Überprüfung haben wir dann zwei andere Paare getestet, von denen er ebenfalls glaubte, beide Partner würden ein gemeinsames Ziel verfolgen. Alle Materialisierungen waren tatsächlich so aufgebaut, dass die beiden Partner Seite an Seite standen und in die gleiche Richtung schauten. Die ideale Partnerin hatte er somit unbewusst eindeutig anders personifiziert als seine Traumfrau!
Die Metamorphose der Traumfrau zur idealen Partnerin
Im Anschluss bin ich genauso vorgegangen, wie oben beschrieben: Ich habe ihn die unbewusste Personifizierung seiner Traumfrau und seiner idealen Partnerin im Raum materialisieren lassen. Danach haben wir noch einmal die Gefühle herausgearbeitet, welche er gegenüber seiner Traumfrau hat (Unterlegenheit) und umgekehrt, also sie in Bezug auf ihn: Überlegenheit. Dann fanden wir das Gefühl, das er für seine ideale Partnerin verspürt: zielgerichtete Verbundenheit. Ihr Gefühl gegenüber ihm war Entscheidungsfreiheit. Anschließend haben wir die positive Absicht gegenüber seiner Traumfrau herausgefunden (Anerkennung) und ebenso das Gefühl seiner Traumfrau gegenüber ihm (Anerkennung).
Dasselbe haben wir bezüglich seiner selbst und seiner idealen Partnerin gemacht: Harmonie bei ihm, Freiheit bei ihr. Dann haben wir Ressourcen (Leidenschaft, Stärke, Toleranz, Unabhängigkeit, Verbundenheit, Zufriedenheit) gefunden, welche bewirken könnten, dass seine positive Absicht gegenüber der Traumfrau und die von ihr ihm gegenüber noch besser erfüllen würden, als es momentan geschah und dass gleichzeitig dazu ebenfalls die positive Absicht der idealen Partnerin erfüllt werden könnte.
Nachdem wir ihm selbst die ersten Ressourcen gegeben haben (Authentizität, Klarheit, Lockerheit, Selbstsicherheit, Unabhängigkeit, Zielstrebigkeit), hat sich die Traumfrau in Richtung der idealen Partnerin bewegt und nach allen sechs Ressourcen stand die Traumfrau etwa am selben Ort, wo die ideale Partnerin stand. Er und die neue Traumfrau schauten sich zudem auf Augenhöhe an und beide fokussierten das gleiche Ziel, was sich in Yves Vorstellung etwa 20 Meter vor den beiden befand.
Resultat
Drei Monate später lernte Yves seine jetzige Partnerin kennen und im nächsten Jahr wollen sie heiraten. Bei unserem letzten Treffen meinte er, irgendwie scheine ihm alles schon sehr seltsam. Carol würde eigentlich genau seinen idealen Vorstellungen entsprechen: Sie habe eine gewisse Ähnlichkeit mit Hekla aus Island, mit dem Unterschied, dass sie ihn nicht aus dem Nichts heraus verbal angreifen und sich später an nichts mehr erinnern würde. Er frage sich nun, nach welchen „Katastrophen-Frauen“ er in der Vergangenheit immer gesucht habe.
Dieses Verfahren habe ich seitdem oft angewendet und es ist erstaunlich erfolgreich. Den Anwendungsbereich habe ich in der Zwischenzeit von privaten auf berufliche Partnerschaften ausgeweitet und auch dort musste ich feststellen, dass viele Geschäftsleute, die sich über ihre Partner oder angestellte Manager beschwert haben, unvorteilhafte Personifizierungen derselben aufgebaut hatten. Sobald wir diese optimiert hatten, kamen sie mit den bisherigen Partnern viel besser aus oder suchten sich neue. Wenn das so weitergeht, eröffne ich bald eine Partnervermittlung!
Literatur
Derks, Lucas A. C. : Mental Space Psychology – MSP – Raum ist das primäre Organisationsprinzip unseres Gehirns[1] , Independendently published, 2020
Derks, Lucas A.C.: Das Spiel sozialer Beziehungen, Klett-Cotta, Stuttgart, 2014
Stichworte
Wahrnehmung | Therapie | Soziales Panorama | Psychologie | Gender | CoachingAdrian Schweizer
Praktiziert(e) als Offizier die Konfliktlösung mit Macht, als Rechtsanwalt mit Recht und als Mediator und Executive Coach mit Interessenausgleich. Er absolvierte seine NLP-Ausbildung bei Gründern und Aktivisten des NLP. Seit 1994 ist er Master-Trainer (Robert Dilts) und seit 2002 certified Trainer der Society of NLP. Mit Reiner Ponschab hat er verschiedene Bücher zur Mediation und zur kooperativen Konfliktlösung geschrieben und arbeitet heute als Executive Coach und Wirtschaftsmediator in Europa und Übersee. Als Dozent an in- und ausländischen Universitäten und Hochschulen lehrt er Mediation, Kommunikation und Coaching.
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