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Wenn Computer intelligenter werden als Menschen, was bleibt dann?
Was sollten wir lernen um für die Zukunft gerüstet zu sein?
Photo by Guillermo Sánchez on Unsplash
Eigentlich ist das gar nicht Neues, dass ein Mensch von Maschinen übertroffen wird, meinen die Autoren eines sehr lesenswertens Interviews in der NZZ am Sonntag. Jeder Rasenmäher, jeder Staubsauger mäht oder reinigt effizienter als der Mensch. Jedoch ergeben sich aus den aktuellen Entwicklungen in der AI (Artificial Intelligence) und der Robotik schon einige drängenden Fragen zur Zukunft, wie bspw.
- Was müssen unsere Kinder lernen, damit sie gegen intelligente Maschinen bestehen können?
- Wie verhindere ich, dass mein Hausroboter meine Katze kocht?
- Worin liegt die Gefahr von künstlicher Intelligenz?
Stuart Russell (1), einer der renommiertesten Forscher zur künstlichen Intelligenz formuliert im Interview einige Aspekte, welche die Arbeit von Bildungsfachleuten, SupervisorInnen und Coaches tangieren. (Im folgenden Text sind die Originalaussagen aus dem Interview kursiv gesetzt.)
Andere Menschen bereichern
a) Um für die Zukunft gerüstet zu sein, sollten Menschen lernen, wie man das Leben eines anderen Menschen bereichern kann. "Einige Leute können das, andere versagen total. Aber wissenschaftlich erforscht, wie das funktioniert, haben wir nicht (2). Wenn wir das einmal verstehen, dann werden Menschen viel erfolgreicher sein. Sehen Sie, seit Tausenden von Jahren nutzen wir Menschen als eine Art Roboter, die mechanisch eine Arbeit verrichten. Diese Zeit kommt jetzt offensichtlich zu einem Ende. Künftig nutzen wir vielleicht Menschen als Menschen."
Flexible Netzwerke statt Grossfirmen
b) Die Wirtschaftsstruktur wird sich neu gestalten. Die meisten Menschen werden in kleinen Einheiten als Selbständige und im Netzwerk arbeiten, als Politiker, als Kunstlehrer, als Coach, als Berufsberater, als Schauspieler oder als was auch immer. "Wir werden unser Leben damit verbringen, das Leben und Glück anderer Menschen zu bereichern. Das klingt doch nach einem interessanten und erfüllenden Leben, oder nicht?"
Es gibt vieles, was Menschen von Menschen möchten
c) Ein gesunder Mensch kennt vieles, welches er gerne von einem Menschen (und nicht von einer Maschine) haben möchte: Beziehung, Liebe, Sexualität, Konversation, Freundschaft, Inspiration, Austausch, seelischer Austausch, Empathie, Glaube, Religiosität, Spiritualität. "Menschen haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber Maschinen, einige nennen es Empathie. Das tönt etwas nach Wischiwaschi, aber es ist die Fähigkeit des Menschen, das Denken eines anderen Menschen nachzuvollziehen. Das ermöglicht etwa Konversation."
Befriedigende Zielverfolgung
d) Die zur Zeit grösste noch zu lösende Herausforderung bei der Programmierung künstlicher Intelligenz, sei die Frage, wie Entscheidungen über einen sehr langen Zeitraum hinweg vorangetrieben werden? Menschliche Entscheidungen sind immer von Absichten (Werten) getragen. Die einzelnen Aktionen, welche zur Zielerreichung eingesetzt werden, können deshalb laufend korrigiert und angepasst werden. Man denke nur an die Entscheidung zu einem Studium. Da kann nicht jeder einzelne Schritt der kommenden Jahre jetzt programmiert werden!
Menschen verstehen auch, dass es nicht immer um die Zielerreichung sondern häufig auch um die Qualität des Weges zum Ziel geht. Wenn Sie z.B. in ihrer Freizeit eine Wanderung unternehmen, dann ist - je nachdem - der Spass und die Freude am Draussen unterwegs sein, wichtiger als die (Tages-)Zielerreichung. Sie werden allenfalls ihr Ziel laufend anpassen und verändern. Was ursprünglich vielleicht einmal lautete "Heute gehen wir auf die Bergspitze." könnte sich ändern zu "Heute haben wir Spass am Bach und im Wald.".
"Planung besteht ja aus einer sehr grossen Zahl an primitiven Aktionen. Wenn Sie an Ihren Plan denken, hierher zu diesem Interview zu kommen, haben Sie diesen Plan vielleicht vor vier Tagen gefasst. Seither führte Ihr Körper dafür vielleicht zehn Milliarden Aktionen durch, die Sie nicht jede einzeln im Voraus geplant haben. Aber der übergeordnete Plan half Ihnen, diese Dinge zu bewältigen. Ihr Gehirn bringt das automatisch auf eine unglaubliche Art und Weise zustande. Wir reduzieren komplizierte Abläufe auf einzelne Schritte. Und kombinieren diese Schritte wieder zu noch komplizierteren Abläufen. Wir wissen noch nicht, wie wir Maschinen ähnlich vorausschauende Fähigkeiten beibringen. Wenn ich zum Beispiel nur meine Brille aufsetze, führe ich fast 2000 kontrollierte motorische Aktionen durch, die aber automatisiert sind. Wenn wir Maschinen sehen, die das auch können, wird das ein grosser Fortschritt sein."
Genügend Arbeit für alle?
Die hier und auch anderswo (z.B. Richard David Precht) formulierten Überlegungen dazu, welche Arbeiten in der Zukunft von Maschinen übernommen werden und welche Tätigkeitsfelder für Menschen bleiben, tönen zwar einigermassen attraktiv. Es sei aber die Frage erlaubt, ob sich damit genügend (Erwerbs-)Arbeit für alle generieren lässt?
Das komplette Interview von Michael Furger und Marco Metzler ist erschienen in NZZ am Sonntag (Neue Zürcher Zeitung) vom 23.6.2018 (https://nzzas.nzz.ch)
Anmerkungen / Hinweise:
(1) "Stuart Russell, 56, ist Professor für Informatik an der University of California in Berkeley mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz. Zusammen mit dem Kollegen Peter Norvig schrieb der Brite 1994 das Buch «Artificial Intelligence: A Modern Approach». Es wird an 1200 Universitäten weltweit als Lehrbuch verwendet und gehört zu den meistzitierten Publikationen der Computerwissenschaft." Das Interview fand am Swiss Economic Forum in Interlaken statt und ist in der NZZ am Sonntag vom 23.6.2018 erschienen (https://nzzas.nzz.ch) .
(2) Es scheint, dass Stuart Russell weder über die Forschungen der Positiven Psychologie noch über die umsetzungsorientierten Strategien des NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren) informiert ist. Seit über 40 Jahren befasst sich NLP genau mit dieser Frage: Was sind sinnvolle Vorgehensweisen (Strategien) um Menschen (sich und andere) ein glücklicheres Leben führen zu lassen? Es liegen unzählige Ergebnisse und handfeste Vorgehensweisen vor.
Stichworte
Werteorientierung | Softfactors | Psychologie | Lehren und Lernen | Kunst | GesellschaftUeli R. Frischknecht
Lehrgangsleitung NLPA, Supervision, Coaching und Workshops, mit oder ohne Mountainbike, Wandern bzw. LineDance.
geb. 1955; eidg. dipl. Erwachsenenbildner; NLP-Lehrtrainer NLPA, DVNLP, IANLP; MAS Supervision/Coaching PHSG. 1980 Gründung der eigenen Unternehmensberatungsfirma, Mitinitiator u. Geschäftsleitungsmitglied von Firmen und Institutionen im Bereich der Erwachsenenbildung.
1989 Gründung der NLP Akademie Schweiz.
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