MetaSmile Blog
Wahrnehmung und Interpretation
Wahrheit? Spiegelung? Interpretation?
„Die Einschränkung meiner Schulter begann nach der Gartenarbeit letzten Herbst.“ erzählte Frau M. „Gab es eine auslösende Bewegung für ihre Schmerzen?“ fragt darauf die Therapeutin. „Nein, es sind eben keine Schmerzen, es ist eine Einschränkung.“ Antwortet die Patientin bereits etwas gereizt.
Kleine Unterscheidungen zeigen grosse Wirkung
Ein täglich möglicher Ablauf: Die Therapeutin realisiert nicht, dass sie die von der Patientin als „Einschränkung“ beschriebenen Beschwerden bereits in „Schmerzen“ um - interpretiert. So klein der wörtlich genommene Unterschied erscheinen mag, für Patientinnen kann er sehr gross sein und bereits ersten Widerstand auslösen. Sie antwortet nicht mehr auf die gestellte Frage sondern wehrt sich gegen das Missverständnis. Vielleicht assoziiert sie mit „Schmerzen“ ihre unmögliche Tante, die sich dauernd über irgendwelche Schmerzen beklagt hat und mit der sie keinesfalls verglichen werden möchte.
Je kürzer die Zeit, desto wichtiger die Qualität
Jede Physiotherapeutin, jede Pflegefachkraft, jede Ärztin weiss, wenn wir im beruflichen Alltag mit Patienten zu tun haben, dann sind wir mit Wahrnehmung und Kommunikation gefordert. Da gilt es, die Patienten mit ihrer Fragestellung und ihren Bedürfnissen in den oft kurzen zur Verfügung stehenden Zeiträumen wirklich wahrzunehmen. Wir begegnen Ihnen mit mehr oder weniger akuten Beschwerden oft in einer unsicheren Situation. Vielleicht haben sie einfach Schmerzen. Vielleicht sind diese jedoch begleitet von Ängsten, dadurch ihren Job zu verlieren, nie mehr ihr Hobby ausführen zu können oder für immer eingeschränkt zu sein. Jede Situation gestaltet sich neu und anders.
Von der Fachperson erfordert dieses Aufeinandertreffen eine gut trainierte Wahrnehmung. Physiotherapeuten zum Beispiel müssen zuhören, Bewegungs – und Haltungsmuster beobachten und geeignete, weiterführende Fragen stellen können. Der Patient bringt sein Expertenwissen im Umgang mit seinem Körper mit. Dieses Wissen gilt es abzuholen und soweit möglich ohne Interpretation festzuhalten. Da macht es durchaus Sinn, sich als Fachperson bewusst zu sein, wann in der persönlichen Wahrnehmung die Grenze zur Interpretation überschritten wird. Deshalb ist die bewusste Unterscheidung von Wahrnehmung und Interpretation bereits im Grundlagenseminar ein wichtiger Trainingsfocus.
Kunde und Therapeut als Winning-Team
Je bewusster wir Kommunikation zur Vertrauensbildung einsetzen, umso schneller und effizienter können wir mit Massnahmen und Instruktionen gemeinsam die therapeutischen Ziele erreichen.
Stichworte
Wahrnehmung | Therapie | Sinnessysteme | Gesundheitswesen | BeliefsDina Buchs-Linder
Physiotherapeutin FH, Coach & Supervisorin BSOSupervisorin & Lehrsupervisorin NLPA, wingwave-Coach, mit eigener Praxis in Bern.
«Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, sind Kleinigkeiten zu dem, was in uns liegt. Und wenn wir das, was in uns liegt, nach aussen in die Welt tragen, geschehen Wunder.» Henry David Thoreau
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