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Erfahrbar heisst nicht Erklärbar
Mit Dynamic Learning 'Nicht-Erklärbares' erfahrbar machen.
"Die Abendsonne, das samtige Wasser auf der Haut, der weiche Waldboden unter den Arvenbäumen…das musst du einfach erleben!" mit leuchtenden Augen schwärmt meine Partnerin vom Seelein bei Surlej zum Baden. Weniger die Worte sind es, die mich dazu verführen die Erfahrung am nächsten Tag selber zu geniessen. Vielmehr ihr Enthusiasmus, ihre non-verbalen Mitteilungen, die Tonalität der Stimme, die Körperhaltung, die Gesten.
Auch, weil ich aus meiner eigenen Lebenserfahrung weiss, dass es so vieles Wunderbares gibt, was sich nicht wirklich erklären lässt. Man muss es erfahren um es zu verstehen. Versuchen Sie mal jemandem zu erklären, warum Sie ihrem Chef vertrauen? Oder warum Sie ihren Partner lieben? Unsere Sprache greift da deutlich zu kurz. So auch bei vielen anderen Nominalisierungen wie: Glück, Schönheit, Glaube, Ehrfurcht, Loyalität, Einklang, Geborgenheit, Zugehörigkeit u.v.m.
Nicht jeder Erfahrung führt zum gewünschten Lerneffekt
Wenn wir uns mit Lernen durch Erfahrung (Learning-by-doing) beschäftigen, erkennen wir, dass nicht jede Erfahrung unmittelbar zum gewünschten Lerneffekt führt. So stellt sich beispielsweise die intrinsische Lust auf Bewegung nicht bereits nach dem ersten Jogging- oder Walkingtraining ein. Atemnot und Muskelkater wollen zuerst überwunden werden.
Lernfelder lassen sich somit danach unterscheiden, wie rasch sich der gewünschte Lerneffekt (im folgenden 'Integration' und 'Verstehen' genannt) einstellt.
Lernfelder und Integrationsstufe
Integrationsstufe | Definition | Beispiele von Lernfelder / Erfahrungen 1) | Training |
1. Stufe: Unmittelbare Integration |
Erfahrungen, die entweder sofort oder durch einfache Erklärung bzw. einmaliges/erstmaliges Tun zum Verstehen führen. | • Telefonieren |
• Zufall: Es geschieht einfach |
2. Stufe: Integration durch Training | Erfahrungen, die durch mehrfaches aktives Tun und explizites Feedback durch die Umwelt (Materiell / andere Menschen) zum Verstehen führen. | • Anspruchsvolle Maschinenbedienung (Baggerfahren, Auto-/Lastwagenfahren etc.) • Einfache Umwelterfahrungen (Schwimmen, Gehen, Kochen) Soziale Kompetenzen (Umgang mit Menschen) |
• Begleitetes Erfahrungsfeld anbieten (Lernangebot) |
3. Stufe: Integration durch Training und Reflexion |
Erfahrungen, die erst durch mehrfaches aktives Tun und bewusste Wahrnehmungsverarbeitung (Reflexion) zum Verstehen führen. | • Unterscheidung von Inhalt und Prozess einer Kommunikation • Pro-aktives Prozessbewusstsein |
Mehrstufiges Lernen über längeren Zeitraum mit gleichzeitigem Training von Fachkompetenz, und |
1) durchschnittlich lernfähige Erwachsene
Wo die Lerntheorie nach Gregory Bateson eine logische Ordnung zum Verständnis- und Bewusstseinszuwachs im Lernen über das Lernen thematisiert, fokussiert dieser Text unterschiedliche Lernerfahrungen in Bezug auf deren
- Erklärbarkeit (kognitiv-verbaler Transfer) und
- Trainierbarkeit (Settings und Zeitintervall).
Zum vertieften Verständnis divergenter Lernprozesse empfehlen wir auch die Lerntaxonomie der NLP-Akademie Schweiz welche 4 unterschiedliche Lernleistungszugänge (kognitiv, affektiv, psychomotorisch, prozessual) und deren Erscheinungsformen beschreibt. (www.nlp.ch)
Dynamic Learning im NLP Trainertraining
Etwas wissen, weil es selber erfahren wurde
In diesem Text wird also der Begriff ‚Integriert’ (bzw. 'Verstehen') und seine Synonyme als ‚kognitiv-/emotionale Wissensgestalt’ so verstanden, dass ein Mensch den betreffenden Sachverhalt für sich persönlich-emotional als ‚Richtig und Wahr’ erkannt hat. Nicht einfach nur, weil er es von anderen so gehört, sondern weil er selber es so erfahren und damit als eine feststehende Tatsache seines persönlichen Weltmodells integriert hat.
Die Zuordnung, auf welcher Integrationsstufe ein Erfahrungsthema anzusiedeln ist, richtet sich immer nach dem situativ individuellen Vermögen eines Menschen. Wenn jemand z.B. schon langjährige Erfahrung im Autofahren hat, dann wird evtl. bereits eine kurze Erklärung reichen und er kann mit einem Traktor leidlich umgehen.
Dynamic Learning ist die Didaktik, um 'Nicht-Erklärbares' erfahrbar zu machen und in die Kompetenz des Menschen zu rücken.
Die angebotene Lernerfahrung integriert dabei sowohl das Wissen, das Verständnis wie auch die Handlungskompetenz in die eigene Persönlichkeit, führt aber - typischerweise - nicht unbedingt dazu, dass man das so Erworbene einem aussenstehenden Dritten, besser erklären könnte.
Interessant scheint uns in diesem Zusammenhang auch, dass Erfahrungen aus der 1. Stufe 'Unmittelbare Integration' häufig als unmittelbar erforderlich, ja geradezu notwendig zum adäquaten Umgang mit Situationen wahrgenommen und deshalb oft nicht als 'Lernen' im herkömmlichen Sinne konnotiert werden. Dem gegenüber ist Lernen der 3. Stufe tendenziell langwieriger und anspruchsvoller und wird häufig als wenig notwendig wahrgenommen ("Bisher hat es ja auch funktioniert!").
Was soll daran gut sein, wenn ich während der Kommunikation meinen Atem steuern kann?
Bezeichnend denn auch, dass die positiven Resultate aus diesem Lernen von Ungeübten häufig der Situation, dem Zufall oder dem Charakter der beteiligten Personen zugeordnet werden. So war eine Aussage wie "Könntest du bitte an der nächsten Geschäftssitzung wieder mit dabei sein? Wenn du dabei bist, läuft es einfach besser!" um 1990 eine öfter gehörte Rückmeldung von Kunden auf meine damals neu erworbenen prozessualen Fähigkeiten. Meine Kunden konnten nicht wahrnehmen, was ich tat, sie haben nur wahrgenommen, dass 'es' besser läuft wenn Ueli mit dabei ist.
Wo begegnen Ihnen diese Lernaspekte in Ihrem Alltag? Wie gehen Sie damit um und welche Modelle sind Ihnen dabei dienlich? Welche Metaphern nutzen Sie um 'Erfahrbar aber nicht Erklärbar' zu illustrieren und Menschen allenfalls zu Erfahrungen einzuladen, deren Nutzen Sie im vornherein nicht erklären können? ("Was soll an einer Wanderung im Regen schön sein?!" oder "Was soll daran gut sein, wenn ich während der Kommunikation meinen Atem steuern kann?")
Stichworte
Wahrnehmung | Sinnessysteme | Konstruktivismus | Gregory Bateson | Dynamic Learning | BeliefsUeli R. Frischknecht
Lehrgangsleitung NLPA, Supervision, Coaching und Workshops, mit oder ohne Mountainbike, Wandern bzw. LineDance.
geb. 1955; eidg. dipl. Erwachsenenbildner; NLP-Lehrtrainer NLPA, DVNLP, IANLP; MAS Supervision/Coaching PHSG. 1980 Gründung der eigenen Unternehmensberatungsfirma, Mitinitiator u. Geschäftsleitungsmitglied von Firmen und Institutionen im Bereich der Erwachsenenbildung.
1989 Gründung der NLP Akademie Schweiz.
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