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Dynamic Learning in der Erwachsenenbildung
Erfüllt die Methodik/Didaktik der NLP Akademie Schweiz die didaktischen Prinzipien moderner Erwachsenenbildung?
NLP Trainertraining (NLP Akademie Schweiz)
Abstract
Im Rahmen meiner Recherchen zu den didaktischen Prinzipien der Erwachsenenbildung stellte ich bald fest, dass Aiga von Hippel eine der meistzitierten Expertinnen auf diesem Gebiet ist und auch die entsprechende Forschung weitgehend mitprägt.
Somit wird in diesem Artikel zuerst die Theorie zu den didaktischen Prinzipien in der Erwachsenenbildung nach Reich-Claassen und Hippel aus dem Jahr 2011 aufgearbeitet. (Reich-Claassen/Hippel 2011). Danach wird beleuchtet, ob das „Dynamic Learning Modell/Format“ nach NLP Akademie Schweiz (Frischknecht/Baumeler 2010) geeignet ist, um entsprechend dieser Prinzipien zu lehren. Schliesslich folgt dann die Zuordnung von erlebten Abläufen innerhalb von eigens durchgeführten Bildungsveranstaltungen zu diesen Prinzipien.
Fazit: Es zeigt sich, dass die Methodik/Didaktik des Dynamic Learning sowohl in der theoretischen Begründung wie auch in der praktischen Umsetzung die Anforderungen an moderne Erwachsenenbildung in hohem Masse erfüllt.
Theoretische Erarbeitung: Didaktische Prinzipien in der Erwachsenenbildung
Entstehung
Unter didaktische Prinzipien (oder pädagogische Prinzipien) werden allgemeine Grundsätze zur Gestaltung von Erziehung und Unterricht verstanden. (Wikipedia)
Die didaktischen Prinzipien der Erwachsenenbildung unterscheiden sich von denen der Kinder- und Jugendlichen-Bildung aufgrund von Merkmalen, die nur Erwachsene mitbringen. So verfügen Erwachsene in der Regel über mehr (Lebens-)Erfahrung und Individualität. Somit sollte das organisierte Lernen Erwachsener an deren Rollenerfahrungen anknüpfen und dadurch erfahrungsorientiert sein, was auch mit dem Begriff „Anschlusslernen“ veranschaulicht wird. (Tietgens 1992)
Ebenso sind die Teilnehmerorientierung (vgl. z.B. Breloer 1980; Buttler 1980) sowie die Inhaltsorientierung (Tietgens 1992, S. 83f.; Schlutz 1983b) in der Erwachsenenbildung zentral. In der Theorie ebenfalls zu findende Prinzipien wie Erfahrungs-, Handlungs-, Lebenswelt-, Problem-, Situations- und Zielgruppenorientierung können der Teilnehmerorientierung zugeordnet werden. (Tietgens 1992, S. 93)
Frau von Hippel ihrerseits geht konkret von 3 Prinzipien aus (welche nachfolgend erläutert werden):
- Erfahrungsorientierung
- Teilnehmerorientierung
- Handlungsorientierung. (Reich-Claassen, J. / Hippel, A. v., 2011)
Prinzip der Erfahrungsorientierung
Das Prinzip der Erfahrungsorientierung betont die Verantwortlichkeit des lernenden Subjekts für den Lernprozess und die Individualität des Lernens als personenspezifische Auseinandersetzung mit und Aneignung von Inhalten.
Die bereits vorhandenen Erfahrungen wirken auf den Aneignungsprozess ein, denn Erwachsenenbildung ist immer schon „Anschlusslernen“.
Eine Aufgabe der Erwachsenenbildung ist es somit, die subjektiven Vorerfahrungen, wozu auch „Alltagswissen“ und „Deutungsmuster“ gehören, „öffentlich“ zu machen und zu bearbeiten. (Kosinski / Ott 2015)
Prinzip der Teilnehmerorientierung
Teilnehmerorientierung bedeutet, eine Vereinbarung darüber herzustellen, was angezielt und wie verfahren werden soll und zwar gemeinsam mit den Lernenden, so dass die individuellen Bedürfnisse, Erwartungen, Kenntnisstande, Lernstile, Milieus und Biografien beachtet werden. (Kosinski / Ott 2015)
Prinzip der Handlungsorientierung
Handlungsorientierung zielt auf eine enge Verbindung von Arbeiten und Lernen, dabei soll die Lernsituation möglichst die Struktur der Ernstsituation haben, auf welche die Bildungsmassnahme vorbereitet. (Kosinski / Ott 2015)
Fazit
Basierend auf den hier genannten didaktischen Prinzipien der Erwachsenenbildung widme ich mich nun der Frage ob und inwiefern die Didaktik des „Dynamic Learning“ (Frischknecht, U. / Baumeler, M., 2010) geeignet ist, um diese Prinzipien umzusetzen.
Eignung von Dynamic Learning als Didaktik für die Erwachsenenbildung
Die Kenntnis der Didaktik via Standard Präsentations-Format „Dynamic Learning“ wird im weiteren vorausgesetzt. Folgende Illustration dient als Zusammenfassung:
Auszug aus Handbuch zur Ausbildung 'Leadership & ProzessSteuerung (NLP Trainer IANLP)
Dynamic Learning und „Erfahrungsorientierung“
Dynamic Learning stellt das Prinzip der Erfahrungsorientierung unter folgenden Gesichtspunkten sicher:
- Metapher, Beispiele: Durch die Präsentation von allgemeingültigen und mehrheitstauglichen Metaphern/Beispielen wird schon ganz am Anfang die Brücke geschlagen zu den persönlichen Erfahrungen jedes einzelnen. Alle Teilnehmenden nehmen wahr, an welchen persönlichen Erfahrungen die nun folgende Sequenz ansetzt und diese erweitert.
- Demo, Video, Improvisation: Durch das Mitverfolgen der „Demo“ können die Anwesenden bereits für sich verifizieren, ob ihre intuitiven Wahrnehmungen aus „Metapher“ zutreffend waren. Allenfalls wird das zuvor gewonnene Bild noch erweitert/präzisiert. Wieder werden die Erfahrungen der Teilnehmenden aktiv in den Lernprozess integriert.
- Verallgemeinerung, Verknüpfung: Nach dem Erleben des Inhalts sowie der Vermittlung der Theorie „verknüpfen“ die Lernenden das erhaltene Wissen aktiv mit Ihren Erfahrungen.
Dynamic Learning und „Teilnehmerorientierung“
Auch das in der Erwachsenenbildung wichtige Prinzip der Teilnehmerorientierung wird durch Dynamic Learning abgegolten:
- Zielrahmen: Was-Wie-Warum: Durch die Erklärung am Anfang einer Sequenz, was wie und warum nun gleich geschehen wird, ermöglicht den Teilnehmenden zu überprüfen, ob ihre individuellen Bedürfnisse, Erwartungen, Kenntnisstande, Lernstile, Milieus und Biografien beachtet werden. Durch die direkt anschliessende Fragerunde wird dann mit den Anwesenden genannte Vereinbarung darüber geschlossen, was wie und warum erreicht werden soll.
- Auswertung der Beobachtungen: Nach der „Demo“ haben die Lernenden die Möglichkeit ihre Beobachtungen einzubringen und Fragen zu stellen. Es klärt sich somit zusätzlich, was durch die Sequenz wie und warum gelernt werden kann. Die genannte Vereinbarung konkretisiert sich somit weiter.
- Instruktionen zu Aktivität: Anlässlich der Instruktionen zur Aktivität bringen die Anwesenden allfällig noch bestehende Vorbehalte ans Licht. Sie stellen sicher, dass das Kommende auch wirklich in ihrem Sinne ist. Die Vereinbarung finalisiert sich.
Dynamic Learning und „Handlungsorientierung“
Auch bezüglich dem Prinzip der Handlungsorientierung bietet Dynamic Learning Hand:
- Zielrahmen: Bereits bei der Präsentation des Zielrahmens wird erklärt, was in der Sequenz wie und warum erfolgt. Ist dieser Punkt vom Kursleiter gut erarbeitet, beinhaltet er bereits die Handlungsorientierung, indem er Bezug auf die „Ernstsituation“ nimmt in der das Gelernte dann angewendet wird.
- Metapher, Beispiele: Wie bereits angetönt, laden Metaphern und Beispiele durch die bewusst genutzten Verallgemeinerungen dazu ein, dass die Lernenden diese mit ihren Erfahrungen abgleichen. Diese Erfahrungen sind bereits Ausprägungen der individuellen „Ernstsituationen“ in der die zu erlernende Kompetenz angewendet werden soll. Auch hier ist somit die Handlungsorientierung gegeben.
- Demo, Film, Improvisation: Nach Möglichkeit verwendet „Dynamic Learning“ in der „Demo“ bereits eine „Ernstsituation“ und gewährleistet so die Handlungsorientierung.
- Instruktionen zu Aktivität: Die Instruktionen zur Aktivität, beinhalten optimaler Weise die Anweisung an die Lernenden, eine „Ernstsituation“ als Grundlage für die Aktivität zu verwenden und unterstützen somit die Handlungsorientierung weiter.
- Aktivität, Erleben, Experiment: Waren die Instruktionen gemäss oben ausgestaltet, bedeutet der Punkt „Aktivität“ nichts anderes, als dass die Anwesenden auf Basis einer „Ernstsituation“ erleben und experimentieren, was ebenfalls die Handlungsorientierung gewährleistet.
- Auswertung der Erfahrung, Theorie und Hintergrundwissen: Hier gilt das eben Genannte in analoger Weise.
- Verallgemeinerung, Verknüpfung: Auch hier wird das Gelernte direkt mit „Ernstsituationen“ verknüpft. Zusätzlich wird es noch auf weitere individuelle „Ernstsituationen“ ausgeweitet.
Fazit
Richtig angewendet erfüllt die Didaktik "Dynamic Learning" mittels dem Standard Präsentations-Format die didaktischen Prinzipien der Erwachsenenbildung in nahezu optimaler Weise. (Frischknecht, U. / Baumeler, M., 2010)
Bevor ich persönlich untersuchte, ob und inwiefern „Dynamic Learning“ die genannten Prinzipien erfüllt, rechnete ich vom Gefühl her damit, dass es am schwierigsten wäre, die Handlungsorientierung festzustellen. Das Gegenteil war der Fall. Dies ist für mich eine sehr wertvolle Erfahrung.
Schulung von Dynamic Learning in der Trainerausbildung (NLP Akademie Schweiz)
Didaktische Prinzipien der Erwachsenenbildung in der persönlichen Praxis
Nachdem nun theoretisch belegt ist, dass sich die von mir in meinen Seminaren angewandte Didaktik des Dynamic Learning für die Erwachsenenbildung eignet, geht es nun darum einige gute Beispiele aus der persönlichen Praxis zu schildern, welche die Einhaltung der genannten Prinzipien illustrieren. Hierzu wird das von meiner Firma angebotene Seminar „Nachhaltig Verkaufen im persönlichen Gespräch mit NLP: Prozesswahrnehmung, Selbstmanagement & Gesprächsführung“ herangezogen.
Erfahrungsorientierung
Die Erfahrungsorientierung zieht sich durch das ganze Seminar hindurch, hier exemplarisch deren Darstellung anhand des Themas „Zustandsmanagement“ aus Tag 1. Die Anwesenden werden mittels der 8 Schritte des Dynamic Learning dazu angeleitet in Zweiergruppen das NLP-Format „Ressourcen elizitieren“ durchzuführen und zwar gegenseitig in 2 Durchgängen. Die genannten Ressourcen werden anhand von jeweils individuellen, „ressourcevollen Situationen“ erarbeitet, die sich auf die konkreten Erfahrungen der einzelnen stützen und dann darauf aufbauen.
Teilnehmerorientierung
Die Teilnehmerorientierung passiert natürlich bereits durch die Ausschreibung des Seminars, worauf hier nicht eingegangen wird. Auch ist es mir als Kursleiter direkt zu Anfang des Bildungsangebots sehr wichtig mit den Teilnehmenden den Inhalt des Kurses durchzugehen und einen Konsens darüber zu bilden, was wir gegenseitig voneinander erwarten dürfen. Besonders hervorheben möchte ich jedoch den Punkt „Kaffee & Einstimmung“: Dieser findet statt, bevor das eigentliche Seminar beginnt und ist gänzlich der Teilnehmerorientierung verschrieben. Jeder einzelne soll nach seinen individuellen Bedürfnissen ankommen können. Aufgrund von Gesprächen in gemütlicher Atmosphäre werden ganz natürlich (und falls nötig bewusst von mir angestossen) die Erwartungen der Anwesenden in genereller Art und Weise an mich herangetragen. Neben dem Fakt, dass die aufkommenden Themen bereits ein wenig verhandelt werden, nehme ich dann zu Beginn des Kurses wieder Bezug darauf und ermögliche so, die Teilnehmerorientierung zusätzlich zu erhöhen.
Handlungsorientierung
Am 2. Tag des Seminars ist der ganze Programmpunkt „Wunschkonzert“ mit den darauf aufbauenden Übungen der Handlungsorientierung verschrieben. In einem ersten Schritt werden mit den Teilnehmenden die zu behandelnden Fälle aus der Praxis der Teilnehmenden eruiert, welche im Nachgang bspw. mit Rollenspielen und Diskussionen im Plenum erfahren sowie analysiert werden, mit Eruierung der daraus resultierenden „Learnings“ sowie „Alltagstransfer“.
Abschliessende Bemerkung: Bei der Reflektion meiner Praxiserfahrungen stellte ich fest, dass oft gleichzeitig alle 3 Prinzipien erfüllt werden. Ich versuchte bezüglich aller Prinzipien Beispiele anzuführen, welche vorallem das beleuchtete Prinzip erfüllen. Beispiel zu dieser Bemerkung: Das „Wunschkonzert“ erfüllt gleichermassen Erfahrungs-, Teilnehmer- und Handlungsorientierung, wobei es sich besonders gut zur Illustration der Handlungsorientierung eignet.
Literaturverzeichnis
Breloer, G. (1980): „Aspekte einer teilnehmerorientierten Didaktik der Erwachsenenbildung“, In: Breloer, G. / Dauber, H. / Tietgens, H. (Hrsg.): „Teilnehmerorientierung und Selbststeuerung in der Erwachsenenbildung“, Braunschweig, S. 8–112.
Buttler, G. (1980): „Teilnehmer- und Problemorientierung: Didaktische Kriterien einer prozessorientierten Erwachsenenbildung Evangelischer Kirchen“, In: Buttler, G. / Strunk, G. / Würmell, K. (Hrsg.): „Lernen und Handeln“, Gelnhausen, S. 53–67.
Frischknecht, U. / Baumeler, M. (2010): Handbuch "Leadership & ProzessSteuerung (NLP Trainer IANLP)", NLP Akademie Schweiz, Pfungen.
Hippel, A. v. / Kulmus, C. / Stimm M. (2019): "Didaktik der Erwachsenen- und Weiterbildung", Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn.
Kosinski, J./ Ott V. (2015): „Methoden für mehr Beteiligung und Diskussion bei Gesellschaftsvorträgen“, Version 1.0, Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig.
Reich-Claassen, J. / Hippel, A. v. (2011): „Angebotsplanung und –gestaltung“, In: Tippelt R. / Hippel, A. v. (Hrsg): „Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung“, 5. Auflage, Wiesbaden, S. 1009 f.
Schlutz, E. (1983b): „Schulwissen oder Erfahrung? Zur Alternative von Fach- und Zielgruppendidaktik“, In: Schlutz, E. (Hrsg.): „Erwachsenenbildung zwischen Schule und sozialer Arbeit“, Bad Heilbrunn/Obb., S. 93–108.
Tietgens, H. (1992): „Reflexionen zur Erwachsenendidaktik“, Bad Heilbrunn/Obb.
Stichworte
Pädagogik | Lehren und Lernen | Leadership | Dynamic LearningChristian Brantschen
Zertifizierter Erwachsenenbildner (IANLP), Business-Coach (IBNLP), NLP-Master (IANLP, DVNLP) und lic. oec. HSG mit Vertiefung Human Resources
Langjährige Geschäftleitungs- & Verwaltungsratstätigkeit mit fundierten Erfahrungen in Kundenberatung & Verkauf. Heute arbeitet Christian als selbständiger Coach, Kursleiter, Moderator und Projektmanager für Einzelpersonen, Firmen und Organisationen. In der Freizeit geniesst er seine Familie, das Volleyball und die Natur.
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