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Divergente Beliefsysteme pacen
Ich verstehe ihn - Warum nur versteht er mich nicht!?
Haben Sie sich auch schon gewundert warum es für die einen Menschen selbstverständlich ist, sich als einen Teil des Kosmos wahrzunehmen, während andere sich scheinbar rücksichtslos gegenüber den Bedürfnissen anderer für das eigene bzw. Wohlergehen ihrer Familie oder der Sippe einsetzen?
Dieser - je nach Sichtweise - durchaus irritierende Aspekt von Diversity wird spätestens dann zur Schlüsselfrage, wenn es darum geht, die Menschen dieser Welt zu einem gemeinsamen ökologischeren Verhalten zu motivieren. Während die einen umgehend verstehen, warum das Überleben des rosafarbenen Amazonas-Delphin auch für ihr persönliches Wohlergehen in Mitteleuropa wichtig ist, möchten andere alles Feindliche ausrotten.
Ein häufig genutztes Modell zum Verständnis solcher Phänomene ist das vom amerikanischen Psychologieprofessor Clare W. Graves (1914 – 1986) entwickelte 'Graves-Modell'. Dieses nutzen wir an der NLP-Akademie Schweiz intensiv im Rahmen der Weiterbildung im systemischen Coaching SystemCoach NLPA.
Ken Wilber (*1949) ein massgeblicher US-amerikanischer Philosoph der Gegenwart hat sich zur Beantwortung dieser Fragen ebenfalls intensiv mit dem Graves-Modell beschäftigt und daraus abgeleitet seine Integrale Theorie entwickelt. In seinem 1979 vorgestellten Buch 'Wege zum Selbst' (Goldmann, 1984) stellt Wilber ein gut verständliches Modell 'Spektrum des Bewusstseins' vor.
Was ist Ich? Was ist Nicht-Ich?
Dieses Modell fokussiert darauf, wo ein Mensch für sich persönlich die Grenze zieht zwischen 'Ich' und 'Nicht-Ich'. Wilber spricht vom 'Spektrum des Bewusstseins'.
Ken Wilber - Spektrum des Bewusstseins
Ken Wilber beschreibt vier unterschiedliche Spektren des Bewusstseins (s. Abb. 1) und die in diesen Bewusstseinsspektren zu beobachtenden Grenzziehungen.
Menschen, welche Teile ihrer Persona-Ebene als 'Nicht-Ich' erfahren, sagen etwa "Ich habe einen Teil (in mir drinnen), das bin nicht wirklich ich. Es kommt dann manchmal über mich und (es) schlägt dann einfach zu."
Ich-Ebene: Menschen, welche ihre Persona-Ebene integriert haben (die meisten von uns) scheinen irgendwie zwischen 'Ich' und 'mein Körper' zu unterscheiden. Dies zeigt sich darin, dass wir in aller Regel ganz ähnlich über unseren Körper sprechen wie über uns gehörende Gegenstände. "Meine Hand, mein Haus, mein Partner, mein Bauch" sind übliche Aussagen. Obwohl das strenggenommen ja deutlich unterschiedliche Elemente sind. Dies wird spätestens dann wahrgenommen wenn ein Hammer auf 'meine Hand' bzw. 'mein Mobilephone' schlägt.
Die Bewusstseinsebene des Gesamtorganismus nimmt sich selbst als komplettes Ich wahr. Also alles, was zu mir gehört ist = Ich. Viele Sprachen (so auch die germanischen) können dies kaum formulieren: "Ich Hand, Ich Kopf"?! Das 'Nicht-Ich' ist in diesem Bewusstsein die Umwelt ausserhalb des Körpers. - Meine persönliche Beobachtung stützt die These, dass viele Menschen heute durchaus in diesem Bewusstseinszustand sind. Es scheint nur an den sprachlichen Möglichkeiten zu mangeln, dies auch adäquat ausdrücken zu können.
Ein noch umfassenderes Ich-Bewusstsein beschreibt das Bewusstsein der Einheit. Viele von uns kennen solche (meist als spirituell bezeichnete) persönliche Erfahrungen, wenn das Gefühl der Dualität aufgehoben wird. Sei das durch alltägliche Ereignisse, durch spirituelle Praxis oder durch Erfahrungen unter bewusstseinserweiternden Drogen. Das emotionale Erlebnis der Einheit mit Allem wird seit Menschgedenken als tiefgreifendes Erlebnis beschrieben.
Unterschiedliche Empathie
In Anlehnung an den deutschen Philosophen Nicolai Hartmann (1882 - 1950) welcher in seiner allgemeine Kategorienlehre stipuliert, dass 'höhere Schichten von den niedrigeren abhängig seien, nicht aber umgekehrt' können wir hier festhalten, dass im allgemeinen Menschen mit einem weiteren Bewusstseins-Spektrum gutes Verständnis für Menschen mit weniger weitem Bewusstseins-Spektrum haben, nicht jedoch umgekehrt.
Diese Erkenntnis gilt es in der beratenden Tätigkeit (Beratung, Coaching, Supervision) zu beherzigen.
Therapieformen
Je nach Bewusstseins-Spektrum sind völlig andere Therapieformen angesagt.
Ein Mensch, der eine Ich-Spaltung auf der Persona-Ebene erlebt wird in aller Regel wenig Bereitschaft / Verständnis für integrative Therapien der humanistischen Psychologie aufbringen. Eher im Gegenteil, diese als bedrohlich erleben, da ihm in der Therapie nahegelegt wird, die abgespaltenen Anteile ('Das Böse in mir') zu integrieren!
Beispiele von möglicherweise passenden Therapieformen zum jeweiligen Bewusstseins-Spektrum sind in Abb. 2 aufgeführt.
Ken Wilber - Therapieformen je nach Bewusstseins-Spektrum
Literaturhinweis:
Ken Wilber, Wege zum Selbst - Östliche und westliche Ansätze zu persönlichem Wachstum; OT: No Boundary (1979); Goldmann Verlag (Taschenbuch), München, 1984
Stichworte
Therapie | Systemisches Denken | Supervision | Psychologie | Lehren und Lernen | Konstruktivismus | Ken Wilber | Gesellschaft | Gender | CoachingUeli R. Frischknecht
Lehrgangsleitung NLPA, Supervision, Coaching und Workshops, mit oder ohne Mountainbike, Wandern bzw. LineDance.
geb. 1955; eidg. dipl. Erwachsenenbildner; NLP-Lehrtrainer NLPA, DVNLP, IANLP; MAS Supervision/Coaching PHSG. 1980 Gründung der eigenen Unternehmensberatungsfirma, Mitinitiator u. Geschäftsleitungsmitglied von Firmen und Institutionen im Bereich der Erwachsenenbildung.
1989 Gründung der NLP Akademie Schweiz.
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